"Eine insgesamt schlüssige und ausgezeichnete Leistung des Nachwuchspianisten, die zu schönen Hoffnungen berechtigt"
„Wiener Klassik“ mit Heribert Beissel und der Klassischen Philharmonie Bonn
Von Richard Hörnicke
WIESBADEN - Werke Joseph Haydns standen zu Beginn und am Ende der vierten Veranstaltung der Konzertreihe „Wiener Klassik“. Heribert Beissel eröffnete den Abend mit den bestens vorbereiteten jungen Instrumentalisten der Klassischen Philharmonie Bonn mit des Komponisten Sinfonie Nr. 88 in G-Dur.
„Urvater“ der Sinfonie
Unter der geschmeidigen und plastisch ausformenden Zeichengebung Beissels erhielt das zu den besten Schöpfungen des „Urvaters“ der Sinfonie entstandene Werk lockere, delikate Kontur. Wunderschön in ariosem Ton die sieben Variationen des Largo’, in bäuerisch frischer Art das Menuett, die Ecksätze geprägt von munterer, elanvoller Stimmungsdichte – auch die Zugabe am Ende des Konzerts, der Finalsatz von Haydns letzter Londoner Sinfonie Nr. 104 („Salomon“), lebte von dieser musikantisch frisch zupackenden Art.
Filippo Gorini als Solist
Auch der junge Pianist Filippo Gorini, erster Preisträger der „International Telekom Beethoven Competition Bonn 2015“, sparte nicht mit Zugaben, die das Konzert bravourös kraftvoll mit Strawinsky und in feinen Tönen mit Scarlatti bereicherten.
Diese „Zugabenspende“ hatte sich der Pianist mit der dezenten und sicheren Begleitung des Orchesters mit der Interpretation von Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 in d-Moll nur zu Recht erspielt.
Das bemerkenswerte Eindringen in Schwermut und Düsternis des Werks verriet, dass sich der junge Künstler mit ihm in kluger Konzeption auseinandergesetzt hat.
Glasklar, feinnervig und gefühlig erhielt diese exzellente Nachzeichnung stark berührende Kontur, bar jedes Strebens nach Effekt, wofür die stark dramatische akzentuierte Struktur besonders der Ecksätze durchaus Anlass geboten hätte.
Brillant und nuanciert
Brillant und nuanciert ausformend die Kadenzen, in ruhigem, herrlich gleitendem kantablem Fluss die Romanze – eine insgesamt schlüssige und ausgezeichnete Leistung des Nachwuchspianisten, die zu schönen Hoffnungen berechtigt.
Mit Schuberts „kleiner“ sechster Sinfonie in C-Dur D 589 beschloss Beissel mit seinen mit ersichtlicher Spielfreude aufwartenden Instrumentalisten das Konzert, frisch, elanvoll zupackend in heiterer, animierender Grundstimmung – sehr herzliche Zustimmung im wieder erfreulich gut besuchten Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses.