"Filippo Gorini mit enormer Dynamik und Präzision das Meisterwerk des russischen Komponisten"
Feuriges Saisonfinale: 3. ABO- Sinfoniekonzert «SOL im SAL»
Wir sind am Ende der diesjährigen Konzertsaison und bereits schon wieder im nächsten Jahr», erklärte Ernst Walch, Stiftungsratspräsident des Sinfonieorchesters Liechtenstein (SOL), zu Beginn des 3. ABO- Sinfoniekonzertes. Er bedankte sich bei allen Sponsoren – es konnten sogar mehr hinzugewonnen werden – und den Abonnenten, ohne die es das SOL nicht gäbe. Walch kündigte Neuerungen für die Saison 2017 an. Die überaus beliebte Konzertreihe «SOL im SAL» wird mit zwei aufeinanderfolgenden Konzertabenden mit demselben Programm ausgebaut (Genaueres im Infokasten). Weiters verwies er auf das viertägige Festival «Vaduz Classic». Zu dessen Auftakt am 24. August 2017 Starviolinist David Garrett zusammen mit dem Sin- fonieorchester Liechtenstein spielen wird. Ein Datum, dass es sich zu merken gelte, ganz nach dem Motto: «It’s like Christmas in August.» Bevor es jedoch Weihnachten wird, stellte das SOL sein Können beim 3. ABO-Sinfoniekonzert mit einem höchst kontrastierenden Programm unter Beweis. Werke vom Brahms und Haydn versus Tschaikowskis durchdringendem «Klavierkonzert Nr. 1 in b-Moll, op. 23.» Feierlich intonierten die Bläser zu Beginn das Thema «Chorale St. Antoni», aus den «Variationen über ein Thema von Joseph Haydn, op. 56a» von Johannes Brahms (1833-1897). Es folgten sieben Variationen von fliessend bewegten Streicherpartien – die vielleicht gegenüber den Bläsern noch etwas durchdringender hätten sein können – über schwermütige Passagen, bis zur spritzig vorüber- huschenden Jagdgesellschaft. Ruhig gedämpfte Streicher leiteten dann wieder zum dramatisch dichter werdenden vollen Orchesterklang im Ostinato-Finale über.
Hymne an eine Metropole - Joseph Haydns (1732–1809) «Sinfonie Nr. 104 in D-Dur, Hob. I:104» eröffnete mit einer wuchtigen Fanfare. Bes- ser hätte der Komponist sein Werk über London «als schnelle Metropole des Reichtums und der Grossartigkeit» nicht einleiten könnte. Dem am 4. Mai 1795 im Londoner King’s Theater uraufgeführten Werk wurde rasch eine «epochale Bedeutung» attestiert. Als stimmiger Klangkörper von Streichern, Schlagwerk, Holzund Blechbläser vereinigten die Musiker des SOL die organisch ineinander fliessenden Ideen des erfahrenen Komponisten bis hin zur Schlusspointe im «Finale spirituoso».
Temperamentvoller Pianist - Mit dem markanten, weltberühmten Auftakt aus Peter I. Tschaikowskis (1840 bis 1893) von wuchtiger Dramatik durchsetztem «Klavierkonzert Nr. 1. in b-Moll, op. 23» setzte der Abend im SAL zu seinem eindrucksvollen Saisonfinale an. Am Flügel interpretierte der 1995 geborene Pianist Filippo Gorini mit enormer Dynamik und Präzision das Meisterwerk des russischen Komponisten. Klavier und Orchester steigerten sich gegenseitig zwischen Expressivität und lyrischen Gegenpassagen bis zum fulminanten «Allegro con fuoco». Ein gelungenes Wagnis, dem sich das SOL unter der noch frischen Leitung Stefan Sanderlings mit Bravour stellte. Mit Gorini, der Stipendiat der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein ist, sass zudem der Gewinner des letztjährigen Beethoven-Wettbewerbs Bonn am Flügel. Der russische Pianist Andrei Gavrilov lobte ihn als «einen Musiker mit einer Kombination seltener künstlerischer Eigenschaften: Intellekt, Temperament, wunderbares Gedächtnis, lebhafte Fantasie und gute Nervenstärke.» Diese Eigenschaften bewies Gorini bis hin zu den Zugaben, bei denen es schien, als spiele er um sein Leben. In einem zeitgenössischen Stück schrammte er mit fingerlosen Handschuhen über die gesamte Tastatur, setzte die Unterarme ein, forderte jeden Ton seines Instruments. An diesem feurigen Konzertabend glühte wohl auch so manches Ohr der begeisterten «SOL im SAL»-Fans.
— MONIKA KÜHNE, Volksblatt